Projekt Nr. 18
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04.04.2001
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Der Zeichnungsgenerator in New York City  –  Bericht 18
Mit dem Peter Voigt Reisestipendium in New York City
04.04.2001

... und dann ist auch noch graues Wetter. Schon seit Tagen.

Die Fotos von meiner Wandzeichnung im Studio sind schwerlich was geworden wegen des schlechten Lichtes. Denn irgendwie ist es immer so: immer wenn ich dokumentiere, kommt was dazwischen: hier jetzt drei Tage keine Sonne ... und ich musste dann überstreichen. Gestern.

(Bei der Meisterschülerausstellung letzten Herbst war die Batterie im Fotoapparat plötzlich leer... sonst kündigt sich das ja an. Und als ich dann eine neue organisiert hatte, war es zu spät um noch das richtige Licht zu erwischen... und später am selben Tag musste ich die Zeichnung vom Glas kratzen. Neulich in Düsseldorf regnete es und ich musste abfahren – so fragte ich die A., ob sie noch Fotos macht. Klar sagte sie klar, aber Fotos machte sie nicht. Genauso vor kurzem der A.: nee, er sei dann doch nicht in der Stimmung gewesen... aber versprochen hatte er es.
Und manchmal fehlt mir einfach die Kraft – und es gibt auch so was wie Ekel oder Unwillen, so kurz nach einer Produktion... sich mit der Arbeit weiter auseinander zu setzten. (Ein größerer zeitlicher Abstand wäre natürlich hilfreich...)


II.
Eigentlich gilt meine Klage natürlich nicht den Problemen, meine künstlerische Produktion ausreichend zu dokumentieren, sondern das Leben, die Gefühle, New York...

... ich bin die Tage einfach, wegen des näher rückenden Endes meines Aufenthalts, missmutig. Man, also ich, müsste nichts festhalten und dokumentieren müssen... kein Leben, weil man nicht weggeht (aus New York...). Und auch nicht die Kunst (weil es jemand anderes macht – und das auch noch besser als man selbst).

Wieso findet nicht irgendwer meine Sachen so gut, dass er sie fotografiert, archiviert, mich befragt und auch noch bei der Arbeit filmt?
Allein das Archivieren macht mich ganz rammdösig, versetzt mich in eine andere Wahrnehmungsform, in der ich meistens nicht sein will... es macht einen so kleinlich und geizig und... )


III.
Statt dessen möchte ich viel lieber, ohne bestimmtes Ziel und Termin, in den noch verbleibenden Tagen, durch die Straßen der Stadt laufen... das fühlt sich immer gut an. Belebt, macht gute Stimmung.
Das werde ich vermissen... Schlimm vermissen.


IV.
NYC ist ein Ort, der einen Raum erleben lässt. Spüren lässt. Das war für mich hier eine ganz wichtige Erfahrung.
Wie anderen Menschen das sich Schneiden oder Tätowieren hilft, um sich zu spüren – so hilft mir New York City. Natürlich nur bestimmte Ecken: Teile von Manhattan und eben Dumbo, wo ich zum Schluss wohnte.

Du trittst vor die Tür und es ist. Und du bist. Es ist mehr als anderswo. Und du bist mehr als anderswo... Das klingt etwas größenwahnsinnig und diese Formulierung kommt natürlich auch durch Grammatik zustande... aber es stimmt eben auch in diesem Sinne.

Für mich dies Phänomen immer wieder erstaunlich... ich scheine ungläubig oder vergesslich oder beides zu sein. Deja vu und jamais vu... immer wieder; gleichzeitig.
Und ich weiß nicht, ob ich davon jemals wirklich genug bekommen kann.
Es ist ein bißchen so wie verliebt sein, was einen ja auch ein Stück weit mehr in die Welt hilft, Körper werden lässt. Körper im Sinne von Wesen. (... da müsste ich länger nach Worten suchen... )

Und NYC ist schön – von jener komplexen Schönheit, die, wenn man sie wahrnimmt und entdeckt, schon fast Vergangenheit ist, weil nicht mehr alle Faktoren, die zu dieser Schönheit geführt haben, am wirken sind. Mindestens einer nicht: die Selbstverständlichkeit des Handelns... man machte "es" eben so, weil man es nun mal so machte... und nicht, um Schönheit zu erzeugen. Und genau so entstand sie, die Schönheit hier.

Raum... die Vorstellung, NYC verlassen zu müssen, macht mir Lust auf Kunstkopf-Aufnahmen von Musik. All das Studiorumgemache, was ich ja durchaus schätze (also Kruder und Dorfmeister und so Zeug), ist so raumlos. Mal pluckert es mehr links, mal mehr rechts... aber vor meinen Augen, zwischen meinen Ohren, ergibt sich kein Raum.

Vor nun bald 10 Jahren, habe ich mal auf einer 15.000 Mark teuren Anlage Musik gehört: die verschiedenen Sänger eines Chors konnte ich vor mir im Raum verorten. Der Bariton stand mehr links. Und der kleine Dicke – ich sah sogar die Physiognomie der Sänger! – mehr rechts.


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