Texte aus dem Jahr 2000
 

Inhaltsverzeichnis:

1. Semantische Modelle
2. Erzählen
3. Der Zeichnungsgenerator
4. Den Zeichnungen Raum geben
5. Statistische Untersuchung des
    Darstellers 'Gehirn"

6. Bild- und Textnachweis

Hannes Kater verstehen. Eine Sympathiebroschüre
Eine praktische kleine Einführung in die Welt von Hannes Kater.


5. Statistische Untersuchung des Darstellers 'Gehirn'

Als exemplarisches Beispiel für die Entwicklung und Veränderung eines Darstellers vom ersten Auftreten im Laufe der Zeit, durch häufigen Gebrauch, also intensives Zeichnen, und sich verändernde Anforderungen, stelle ich hier eine Untersuchung des Darstellers "Gehirn" vor. [Mehr zur aktuellen Bedeutung des Darstellers "Gehirn" finden Sie hier.]

Hannes Kater: Darsteller Gehirn
Gehirn
Ausgewertet wurden für diese Untersuchung je 300 Zeichnungen, die von Kater als repräsentativ für das jeweilige Jahr in den Jahresblock gewählt wurden.
Also 6 mal 300 Zeichnungen aus den Jahren 1995 bis 2000. (Eine Auswahl der Zeichnungen nach Jahrgängen geordnet finden Sie hier).

Obwohl es richtig ist, dass jeder Darsteller immer zuerst durch den Kontext, in dem er auftaucht, in seiner Bedeutung bestimmt wird, läßt sich trotzdem einiges über einen einzelnen, aus dem Zusammenhang isolierten, Darsteller sagen.

Hannes Kater: Entwicklung des Darstellers Gehirn - Tabelle Nr. 1

Deutlich läßt sich ein Wandel, eine Umformung, des Darstellers "Gehirn" von der Knoten-Form zur Croissant-Form aus dem Datenmaterial ablesen. Der Darsteller in der Form 1, Tab. 1, der nach 1995 überhaupt nicht mehr auftaucht, war die Grundform von "Gehirn", genauer gesagt für "Kleines Gehirn" bis zum Jahr 1995. Abgeleitet war die Form dieses Darstellers von dem Bild eines Taschentuchknotens: in der Mitte ein zweigliedriger Knoten mit zwei, aus dem Knoten ragenden, Enden.

1995 taucht das erste Mal die neue Form des "Gehirn"-Darstellers auf (Form 7, Tab. 2): noch 4 gliedrig und deutlich als abgeleitet von Darsteller Form 1,Tab.1 erkennbar: die Zipfel des Taschentuchknotens sind beim häufigen Zeichnen kleiner und rund geworden, die Grundstruktur des Darstellers aber ist erhalten geblieben. Diese Form entwickelt sich rasch weiter - die viergliedrige Form war nicht gut zu zeichnen, es fehlte eine Mitte, ein Höhepunkt, um die Form sicher zu zeichnen... - zu der fünfgliedrigen Form des Darstellers 8/Tab. 2 weiter, die seitdem die Standardform für "Gehirn" ist.

Die Form 7 verschwindet 1998 und 1999 ganz und taucht erst im Jahr 2000 mit einer veränderten Bedeutung wieder auf: jetzt steht diese Form für veraltetes, konservatives Denken. Oder, weniger negativ, nur für: "so haben wir damals gedacht."

Hannes Kater: Entwicklung des Darstellers Gehirn - Tabelle Nr. 2

Die nun gefundene Grundform (Form 8, Tab.2) wird in den nächsten Jahren ausdifferenziert.
Form 9 steht für schönes Denken, Form 10 für stringentes und weiterführendes Denken. Die Darstellerformen 11 (siehe Tab. 2, sehr gerade gereiht) und 12 (siehe Tab. 2, negativ gebogen) stehen für negativere Aspekte: Form 11 für unflexibles, fantasieloses Denken und Form 12 für ein traurig gestimmtes oder auch träges Denken.

Ähnlich wie schon die viergliedrige Frühform der Croissant-Form für Gehirn (Form 7, Tab. 2), taucht nach ihrem fast völligen Verschwinden die Knotenform - nach einigen Auftritten im Jahr 1997 - im Jahr 1998 verstärkt wieder auf. Die Knoten-Form hat sich allerdings deutlich weiterentwickelt: es gibt jetzt 2 zusätzliche Striche, die die Faltigkeit der Knotenenden betonen (Form 5, Tab. 1 - mehr zu dieser Form hier).

Hannes Kater: Entwicklung des Darstellers Gehirn - Tabelle 3

Und zwischen den Jahren 1998 und 1999 verändert sie sich nochmal: die Knotenenden werden tendenziell breiter, so breit wie der eigentliche Knoten (Form 6, Tab. 1). Allerdings tritt dann im folgenden Jahr eine Rückentwicklung ein. Kater scheint Form 6 verworfen zu haben. Im Jahr 2000 taucht sie gar nicht mehr auf.
Nach dieser Entwicklung befragt, äußerte Kater sich erst unbestimmt, meinte dann aber, die gotische Anmutung von Form 6 hätte ihn gestört.

Hannes Kater: Entwicklung des Darstellers Gehirn - Tabelle Nr. 4

Zur Farbverteilung (siehe Tab. 4) lässt sich sagen, dass die Farbe Rot - die in der Regel für die aktiveren und positiveren Inhalte steht, überwiegt. Dass die Anzahl der blauen Darsteller für "Gehirn" nur wenig geringer als die der roten ist, erklärt sich durch den Umstand, dass auch negative Gedanken und falsche Schlüsse, sowie unangenehme Erinnerungen von diesem Darsteller repräsentiert werden.

Hannes Kater: Frühformen des Darstellers Gehirn

Weitere frühe Formen des Darstellers Gehirn: bei den ersten 3 Varianten ist auch der Kopf von oben gesehen mit dargestellt (... unten die kleine Ausbuchtung steht für die Nasenspitze), in dem das Gehirn sich befindet. Bei Form 1 erinnert der aufgeschnitten dargestellte Kopf an eine Schüssel, die angedeuteten Ohren an Henkel..., die Formen 2 und 3 waren mal aufgetaucht, um das Zuhören besser darstellen zu können: die Ohren als Eintrittsöffnung zum Gehirn...

Bei den Formen 4 und 5 handelt es sich um Varianten der sogenannten 'Brotform'-Hirne. Nr. 4 ist die Frühform des Darstellers 'Brothirn' (mehr zum Darsteller 'Brothirn' finden Sie hier), das frühere 'großes Hirn', entwickelt aus einer Aufsicht - vergleichbar der Formen Nr. 2 und Nr. 3, nur ist die Darstellung des Kopfes im Lauf der Zeit weggefallen.

Hannes Kater - Darsteller: Brothirn
Brothirn
Der Darsteller 'Brothirn' hat über die Jahre einen Bedeutungswandel erfahren: während der Darsteller früher 'großes Gehirn' hieß und nur dann eigesetzt wurde, wenn es wirklich schlaues Denken darzustellen galt (was dann bald so selten vorkam, dass der Darsteller gar nicht mehr benutzt wurde ...), bedeutet der Darsteller mit seinem neuen Namen 'Brothirn' nun: archaisches, instinktgeleitetes, Denken.

Form 5 tauchte recht selten auf - und war ursprünglich von Form 4 abgeleitet. Die Assoziation, die zu seinem Auftreten führte, war: dumm wie Brot... und noch dümmer - eben dumm wie ein Brötchen, gar wie eine Schrippe (so nennen die Berliner das billigste Brötchen).

6. Bild- und Textnachweis

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