Projekt Nr. 20
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Der Zeichnungsgenerator – Gespräch: Bjørn Melhus / Hannes Kater
Teil 3
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Material:
- Ausstellungskonzept
- Rundgang durch die Ausstellung
- Die Räume von Hannes Kater
Gespräche zur Ausstellung:
Bjørn Melhus (2. Künstler)
Diana Dietz (Assistenz)
Silke Boerma (Kuratorin)
Armin Chozinski (Helfer)
Gabriele Mackert (Autorin)
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Zeit und
Energie

Bjørn
: Ja, hmh... Ich glaube andersrum, ich sage immer, dass es war schlecht vom Timing, die Ausstellung mit dem New York Stipendium zusammenzubringen, aber wenn NY nicht gewesen wäre, hätte ich die Ausstellung nicht geschafft. Das ist ganz komisch, eine ganz komische Verbindung.
Hannes: Und wieso hättest du die Ausstellung nicht geschafft?
Bjørn: Keine Energie mehr gehabt... Also es war so, als ich nach NY geflogen bin – vielleicht erinnerst du dich – ich kam da an und du hast mir erst mal das nette Kompliment gemacht, dass ich gealtert sei und was da noch so Nettes zu hören war und ich dachte nur: hey, hey, hey, Hannes, mag ja sein, das braucht man mir aber jetzt nicht so sagen... (beide amüsieren sich).
   Ähm. Aber ich war Ende März – also auch von dieser ganzen Zeit, von den ersten drei Monaten in dem Jahr – am Ende ausgepowert, ausgelutscht, es kam nichts mehr. Und ich wusste, es kommt diese Ausstellung auf mich zu. Was habe ich gehabt bis dahin? Ich habe eine grobe Idee gehabt, was da überhaupt passieren würde, und nichts weiter. Ich hatte noch nicht mal meine Prediger geschnitten, also das weißt du ja.
   Als ich dann im Mai da war, habe ich dir so ein paar Sachen gezeigt und konnte nur sagen, dass noch keine richtige Idee da ist. Dann war es einfach so: mit diesem Bruch, von Hannover nach NY zu gehen, kam so ein irrsinniger Energieschub... ich hatte das Gefühl, ich muss nicht mehr schlafen – das gab natürlich noch mal einen ganz neuen britzelnden Input, der extrem wach machte und motivierte, auch an der Sache richtig zu arbeiten. Und ich glaube, wenn ich das nicht gehabt hätte... im nachhinein frage ich mich auch, wie ich das geschafft habe!
Hannes: Aber denkst du das nicht immer? Dass du es eigentlich nicht mehr schaffst. Ist das nicht geradezu Bedingung, um anzufangen?
Bjørn: Vielleicht, ja.
Hannes: Eigentlich fängst du doch erst an, wenn du glaubst, keine Chance mehr zu haben...
Bjørn: Mhm.
Hannes: Ich meine, ich kenne das auch. Geht halt auf die Knochen. Und irgendwann geht es nicht mehr.
Bjørn: Punkt zwei war ja: das meiste Material, also Sprachmaterial, was dort verarbeitet war, war tatsächlich aus den ersten Wochen meiner Zeit in NY. Weil in dem Fundus, den ich bis dahin hatte, konnte ich nicht das Richtige, Entsprechende, finden.
Hannes: Der Fundus war sehr viel mehr Prediger-Kram und weniger Talk-Show-Zeug, oder? Also diese preeching shows...
Bjørn: Mhm, mhm. (kaut)


Parcours Hannes: Also was mich noch mal interessiert – deswegen habe ich auch dieses Zitat mitgebracht: ein Punkt, wie über deine Arbeit geredet wurde, war ja, dass sie abstrakt sei, sparsamer und cleaner als deine sonstigen Arbeiten. Dass es sehr viel mehr um Zeichen, um Wiederholung, um Rhythmus und sowas geht. Und die gesamte Ausstellung – bis vielleicht auf diesen Filmausschnitt, den du gezeigt hast – also für mich hat die Ausstellung sehr viel damit tun, sehr viel zeigen und gleichzeitig sehr wenig zeigen, so eine Widersprüchlichkeit. Die Räume waren eigentlich sehr leer, und doch wirkten sie angefüllt... bis auf den allerersten Raum. So funktionierte die Dramaturgie: unsere ersten beiden Räume, die sozusagen am meisten Minimal waren, und danach gab es so eine Steigerung. Und inwieweit war das für dich als Parcours nachvollziehbar?
   Oder, anders gefragt, wie ist dein Verhältnis zu dem erzählerischen Aspekt eines Ausstellungsablaufs?
Bjørn: Zunächst war es ja erst mal so: ich hatte so ein bißchen meine Sorgen, weil ja wirklich von dir auch nichts zu hören war, was du eigentlich machst... ich meine, von der Raumaufteilung: mir wäre das egal gewesen, wenn das in der Mitte geteilt gewesen wäre, hier du, ich da, zwei Ausstellungen, aber das haben wir ja dann schon mal gesagt, dass wir das nicht machen. Und das ist natürlich... so mit jemandem dann in so eine Sache reinzuschlittern – ich selber mit meinen eigenen Unsicherheiten, wie das alles wird – aber dann noch mit einem anderen Unsicherheitsfaktor, was passiert dazwischen, und geht das überhaupt zusammen... ich bin mit sehr großen Zweifeln angereist und war dann doch über das Ergebnis sehr glücklich.
Hannes: Ach, von den Zweifeln hast du nicht so viel erzählt. (lacht).
Bjørn: Nee, natürlich erzähle ich nicht, das ich zweifle. Das sollte man eigentlich auch nicht tun, glaube ich.
Hannes: Och, manchmal ja, manchmal nein; kommt darauf an, ob es was bringt. Es ist natürlich die Frage, ob man das überhaupt entscheiden kann, ob's was bringt.
Bjørn: Hmh. Ja gut, aber du kannst ja nichts anderes als zweifeln, mit jemandem, der... (lachen)
Silke Börmer, Kuratorin des
Kunstvereins Hannover
Hannes (glücklich): ...der gar nichts sagt!
Bjørn: ...der gar nicht sagt, was er macht! Du bist ja darauf zurückgeworfen: es kann alles kommen! Das ist natürlich...
Hannes: Ja Silke* war ja auch beleidigt! (lachen)
Bjørn: Ja, klar, sie hat als Ausstellungskuratorin...
Hannes: ...da sieht sie irgendwie schlecht aus, ja.
Bjørn: Und wenn was schief geht, fällt das auf sie zurück, nicht auf unsere einzelnen Positionen.
Hannes: Ich hatte da auch vollstes Verständnis für Silke, ich konnte das nur nicht auflösen.
Bjørn: Ja, natürlich... wir hatten ganz am Anfang auch von einer Abfolge gesprochen oder die Idee gehabt, dass man durch die Räume irgendwie auch geführt wird... das wäre alles viel einfacher gegangen, wenn ich da gewesen wäre – da hätte man wirklich die Situation haben müssen, dass man für ein paar Wochen in diesem Haus arbeitet.
Hannes: Ja klar... nur diese Zeit hätten wir vom Haus nie bekommen. Aber ein paar Sachen hätte man mal ausprobieren können.
   Ich meine, ich hatte mich ja in New York umgetan, wie das technisch geht, einen Sound durch mehrere Räume wandern lassen. Welche Software man braucht... und habe dann über irgendwelche obskuren Kanäle jemanden in Deutschland per Internet kennengelernt, der sowas kann und der nur meinte: um Himmel`s willen, das dauert lange , und es ist sauteuer, wenn man jemanden damit beauftragt. Und die Software, die man dafür braucht, die könnte er mir verraten und die könnte ich dann aus dem Netz ziehen, das ginge alles, aber bis man mit der zurecht kommt... und dann habe ich es geknickt und gesagt, okay, ich kriege das nicht hin. Und du meintest ja nur, du seist überlastet... und ich fand das sehr, sehr schade. Dieser wandernde Klang... das hätte ich gerne realisiert.
Bjørn: Ja, aber da hätte auch mein Teil – so wie ich es eigentlich ursprünglich machen wollte – mehr entwickelt werden müssen, d.h. dass der Raum, der dreier, der große, wo ich die Monitore hatte, mit dem fünfer z.B. noch irgendwas akustisch zu tun hat. Aber dann hätte auch im fünfer eine andere Arbeit sein müssen, die wiederum eingelinkt ist auf die Arbeit im dreier - und das alles zu schaffen!
Also... das wäre dann der nächste Schritt... also erstmal hatte ich ja mit der Arbeit "Primetime" schon drei Sound-Quellen, die aufeinander akustisch abzustimmen waren.
Hannes: ...da wanderte der Sound schon, innerhalb dieser Arbeit...
Bjørn: Ja... vom zweier in den dreier rein, da gab es diesen Wechsel, auch visuell, mit dem Licht. Z.B. mit diesen Jingles, die da gekommen sind. In der Überlegung, dass dann ein Raum von dir dazwischen ist, und ich dann, also akustisch im fünfer noch irgendwas wieder einlinke auf den dreier – das ist natürlich eine Frage, kann man da so weit überhaupt gehen...
Hannes: Klar. Man hätte nur was finden müssen, was für beide gilt. Geht.
Bjørn: Dann hätte man das wirklich auch gemeinsam entwickeln müssen.
Hannes: Ja, man hätte es gemeinsam entwickeln müssen...


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