Projekt Nr. 20
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Der Zeichnungsgenerator – Gespräch: Armin Chodzinski / H. Kater
Gespräch am 12.12.2001, Hamburg
Teil 3
Teil  1  2  3  4  5
Material:
- Ausstellungskonzept
- Rundgang durch die Ausstellung
- Die Räume von Hannes Kater
Gespräche zur Ausstellung:
Bjørn Melhus (2. Künstler)
Diana Dietz (Assistenz)
Silke Boerma (Kuratorin)
Armin Chozinski (Helfer)
Gabriele Mackert (Autorin)
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Bildproduktion Chodzinski: Also vielleicht wäre es dann nochmal spannend, das vielleicht zurückzufragen.

Kater: Ja.

Chodzinski: Also wie es denn dir mit der Situation geht. Mit dem Verhältnis zwischen Titel und Ausstellung.

Kater: Ja es ist superabsurd. Eigentlich. Und das war ja auch ein Willkür-Akt. Nee, ein Gewalt-Akt. So ein bißchen nach dem Motto das Schlimmste formulieren und hoffen, dass sich dann was bewegt, nee wie sagt man, so wie man halt, wenn man zehn Jahre alt ist allen erzählt, man springt jetzt vom Zehn-Meter-Brett. Diese Funktion hat der Titel eigentlich gehabt. Dann nochmal komplizierter eigentlich, aber so tendenziell ist das ein Aspekt gewesen.
Das ist das eine und das andere war – was ja im Laufe der Ausstellungsgenese so ein bißchen verwässert wurde – das Ganze ja schon als Parcours gedacht war und sozusagen dieser letzte Raum der Ausstellung eben halt ursprünglich gedacht war, dass man also sozusagen durch die vorhergehenden Räume einfach das auch glaubt. Dass es diesen Zeichnungsgenerator gibt und dass da diese Idee nochmal vorgestellt wird. Und dass ich dann auch das – auch vielleicht auf eine leicht bockige Art – ganz charming finde, dass man also mit so einem gewissen Fragezeichen durch die Räume geht und dass sich zum Schluss was auflöst, achja, klar, so ist das also gemeint. Also ein bißchen naiv und in der ursprünglichen Ausstellungskonzeption war da halt so eine Wirkungsgeschichte auch mit verbunden, glaube ich. So ein Rauszögern, so emotional, ich spare mir diesen Sprung ganz bis zum Schluss auf, will den aber machen, will mich auch soweit festlegen, dass ich es tue und hoffe dann auch, dass ich dann sozusagen auch mit dieser Einstimmung, dass man also leicht irritiert durch die Räume läuft und ganz zum Schluss – ursprünglich hatte ich das ja ein bißchen agitatorischer vor – dass da was hängenbleibt. Sich einprägt oder so. Also so ganz platt: ich glaube halt, dass es ganz gut ist, Leute einen Moment lang mit einem Fragezeichen rumlaufen zu lassen und wenn es dann eine Auflösung findet, dass das, glaube ich, eher wirkt oder eher was bewegt, als wenn man ohne Fragezeichen sofort zur Auflösung kommt. Oder wenn man nur mit einem Fragezeichen rumläuft. Also das hat so diese zwei Aspekte, glaube ich.

Chodzinski: Aber „Zeichnungsgenerator“, damit konstruierst du dich ja komplett als Medium.

Kater: Ja!

Chodzinski: Als Handwerker.

Kater: Medium und Handwerker ist ein Unterschied.

Chodzinski: Ja. Klar ist das ein Unterschied. Aber die Frage wäre ja, was das für dich für ein Unterschied ist.

Kater: Das Erste, was da – also auch nicht besonders weit durchdacht – aber auf so einer emotionalen Ebene mitschwingt, ist sozusagen – also wenn man das so auflöst – die ersten drei Räume wären sozusagen privat. Und ich lasse euch da teilhaben, aber eigentlich geht das nur mich was an und der letzte Raum ist sozusagen da der eigentliche Kontaktraum. Also da ist das eigentlich, wo ich überhaupt… also wie halt eigentlich so eine Bildproduktion eigentlich noch funktioniert. Ein bißchen so, die ersten Räume sind Tagebuch und das Letzte ist dann halt das Gedicht, was eigentlich öffentlich wird. Werkstatt-Gedanke, Genese, Alchemie, also halt auch nach diesem alten Prinzip, was ja auch Standard ist, von wegen, eigentlich interessiert einen Kunst doch nur, wenn man auch diesen Menschen mehr zu fassen kriegt, also so einen privaten Zugang entwickelt, weil sonst ist eigentlich jedes Bild langweilig. So, ungefähr. Also, es ist nicht sehr weit durchdacht gewesen, das ging da in meinem Hirn nicht, weil ich hatte irgendwie immer Sorge, wenn ich da anfange, zu denken, dann sage ich, ich stelle da nicht aus.
   Ich habe ja in dem Zusammenhang immer ganz tollkühn behauptet, die Ausstellung käme ein Jahr zu früh. Das war ja eine sozialverträgliche Formulierung für: ich weiß gar nicht, was das soll. Wobei ich tendenziell damals auch noch optimistischer war, dass ich dachte, ich fände da vielleicht eine Lösung. Und ich finde, dafür dass die Situation für mich so vertrackt war, finde ich es noch relativ akzeptabel, was da stattgefunden hat. Also auch eine vertretbare Lösung. Ja. Und deswegen halt dieser „Zeichnungsgenerator“, also als Titel. Das ist halt auch so ein Zurückziehen, ich mache hier was genialisches und was privates und was ihr alle nicht versteht und trallala, aber die eigentliche Schnittstelle ist diese handwerkliche Bildproduktion. Wo ich ja auch reingesteckt werde ist ja diese private Mythologie und – wie heißt das bei Schwitters Merzbau und sowas. Und das stimmt ja auch alles, aber eigentlich finde ich, geht es um Bildproduktion. Wenn es um so eine Schnittstelle geht, dann ist die eigentliche Schnittstelle diese Bildproduktion. Nur ist die eigentlich langweilig für eine Ausstellung, also was soll das.

Chodzinski: Ja. Also bei dir geht es aber schon in der Hauptsache um…

Kater: Also eigentlich CD-Cover-Gestaltung, also wenn ich da irgendwie ein bißchen unbefangener wäre, würde ich das…


Hannes Kater? Chodzinski: Im Endeffekt willst du nur – wenn ich das mal so ein bißchen polemisch sagen darf – im Endeffekt hört sich das jetzt so an, als willst du nur quasi deine persönliche Mythologie überleben.

Kater: Das verstehe ich jetzt noch nicht, muss ich gleich nochmal nachfragen…

Chodzinski: Indem du versuchst, Menschen als Strom- oder Energiespender zu haben. Damit du deine persönliche Mythologie weiter durchziehen kannst, versuchst du dich halt über so einen Generator, über so ein Angebot in Verbindung mit Energie zu bringen, um im Endeffekt deine persönliche Mythologie überhaupt aushalten zu können.

Kater: Mm, also ich würde es ganz anders formulieren. Halbwegs ehrlich und halbwegs zynisch, irgendwie: durch dieses Brimborium komme ich, wenn ich Glück habe, in eine Situation, dass ich für ein CD-Cover, wenn ich ein CD-Cover im Jahr mache, kann ich davon leben, während wenn ich ein stinknormaler Grafik-Designer wäre, müsste ich jede Woche ein CD-Cover machen. Und das ist die eigentliche Bildproduktion. Und das andere dient halt dazu, diese Bildproduktion aufzuladen. Und das stimmt so natürlich nicht, aber es ist ein Aspekt, worum es bei dieser Ausstellungskonzeption dann letztendlich auch ging. Wenn ich mir das jetzt ein bißchen bewusster mache, ist das, glaube ich, so. Also ich kucke mir halt auch schrecklich gerne CD-Cover an, finde ich super. Wenn ich anders strukturiert wäre, wäre ich gerne ein glücklicher CD-Cover-Produzent, aus irgendeinem Grund ist mir das aber nicht gegeben, ich kriege das nicht hin.

Chodzinski: Aber mir ist das immer noch nicht klar, wo du da den Unterschied machst zwischen persönlicher Mythologie und diesem Connecten zu was anderem. Weil im Endeffekt wurde doch da nichts anderes verhandelt als Hannes Kater.

Kater: Ja. Aber ich meine, es wird aber auch verhandelt die Sehnsucht danach, eigentlich ein ganz unkomplizierter Bilderproduzent zu sein.

Chodzinski: (lacht) Ja, stimmt.

Kater: Wenn man das zynisch umdreht, könnte man auch sagen, also das Ganze ist eine Grundlage dieser Bildproduktion, man könnte es aber auch andersrum sagen, dieser ganze Vorlauf ist nötig, damit ich irgendwie ein Bildchen machen kann, was vermeintlich einfach nur ein Bildchen ist und weiter sonst nichts. Einmal um die Welt laufen, um einmal laut Hallo schreien zu können anschließend. Also man kann das von diesen beiden Seiten sehen. Man kann das entweder zynisch formulieren oder…

Chodzinski: Mhm. Mhm.

Kater: Man könnte es nochmal anders formulieren. Eigentlich geht es mir ja schon einfach nur um die Sehnsucht, einfach nur Bilder produzieren zu können, genauso gibt es bei mir eine Sehnsucht, zu schreiben. Ich kann aber schlecht, also ich meine, es gibt keine adäquate Form – wenn man den Viererraum nimmt – wie man das mit Schrift macht, das gibt es nicht. Deswegen probiere ich es mit Bild. Oder vielleicht wäre das irgendein Archiv und gesammelte Zeitungsstapel oder so, keine Ahnung, aber das vermittelt sich noch schlechter. Glaube ich mal. Also soweit zu so einem privaten Aspekt und dann kommt halt dieser „Zeichnungsgenerator“ als Titel mit diesen unterschiedlichen Herangehensweisen oder Blickweisen, die man drauf haben kann, ist das wie immer defensiv und offensiv zugleich und beschreibt so einen Sehnsuchts- und Endpunkt. Auch wieder so einen Nullpunkt und Startpunkt und Endpunkt. Was sehr bescheidenes und was sehr größenwahnsinniges zugleich. Das Übliche halt, wenn man das sich konstruiert.
   Und irgendwie finde ich schon, dass halt die Zeichnung tendenziell sehr abwesend war in dieser ganzen Ausstellung.

Chodzinski: Das stimmt, ja.

Kater: Und damit wird es halt noch absurder. Was für mich auch sehr spannend war, ob diese Zeichnungen in diesem Flasher, ob die nicht komplett zusammenbrechen. Man läuft da durch diese Räume mit diesen Flashern, diesen Dingern drin und aus irgendeinem Grund war das komplett egal. Die waren da irgendwie da und die Leute kuckten sich das ganz gelassen an und erstaunlich liebevoll und geduldig, das hat mich überrascht. Das war irgendwie so, du baust irgendwie ganz große Erwartungen auf letztendlich -was heißt große Erwartungen aufbauen- aber du hast einen Riesenvorlauf und nachher ist es halt irgendwie so (schnippt), okay tschüss, das ist ja fast so einen etwas uncharmanter Rausschmiss. Was das ein bißchen aufgefangen hat, war für mich, dass halt danach dann halt wieder gleich die blaue Wand zu sehen war. Das fing diesen etwas trostlosen Abgang dann… also nicht trostloser Abgang, aber irgendwie fand ich es schon so einen kalten Rausschmiß so. Und dadurch, dass es diese Schleifenfunktion hatte, wurde das wieder aufgefangen, dann war es wieder okay. Naja.
   Was fällt dir denn noch ein dazu? Du hast irgendwie angehoben, dass du irgendwie dreimal da warst. Und du hast noch irgendwie darauf rumgeritten, dass es dieses Forschende oder dieses Erarbeitende, dass das eigentlich auch wenig mit Ausstellen zu tun hätte, sondern mit so einer anderen Situation.

Chodzinski: Ja, die du dann ja auch eher in der Kirche verhandelst als in einer Ausstellung, solche Arbeitsweise. Es gibt ja z.B. die Idee, zu sagen…

Kater: Also so ein Labor hat doch mit Kirche erstmal nichts zu tun.

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