Texte aus dem Jahr 2001
 

Heiderose Langer
über Hannes Kater anlässlich der Ausstellung patterns of life
für die Hannes Kater in 2 Räumen die Arbeit Into a World in a Day einrichtete

Mit Wandzeichnungen, Overhead-Projektionen, Zeichnungen auf Papier und Computersimulationen stellt Hannes Kater aus der Verbindung und Überlagerungen traditioneller Techniken mit neuen elektronischen Medien
autobiografische Bildprogramme in realen wie virtuellen Räumen her, die an der Schaltstelle menschlichen Denkens, Erinnerns und aktuellen Wahrnehmens angesiedelt sind. Es ergeben sich Parallelen zwischen seinen gezeichneten ornamentalen Strukturen und denen digitaler Informationsspeicher.

Sollten wir uns also die Welt als neuronales Konstrukt vorstellen, als einen riesigen Organismus, in dem die Kommunikationsnetze wie Nervenbahnen angeordnet sind? Mittels figurativer Zeichen, abstrakter Muster und unendlicher Reihungen verknüpft Hannes Kater seine Vernetzungen aus dem Kopf mit den Netzwerken unserer technologisch hochgerüsteten Welt, die verdrahtet, verkabelt, durch Kanäle, Röhren, Leitungen und Schaltkreise miteinander verbunden sind. So ergießt sich ohne Ursprung und Ziel in seinen Bildräumen ein unendlicher Datenstrom, bildet Lineaturen, Kreisläufe und Knotenpunkte aus.

Im Bestreben, in die eigene Biografie Ordnung zu bringen, droht Hannes Kater sich zugleich im Chaos zu verstricken. Unaufhörliche Neuerungen und ständige Reorganisation lassen den eigenen Speicher immer weiter anwachsen und drängen danach, abgearbeitet zu werden. Dicht verwobene Erlebnisse, Reflexionen und körpergebundene Erfahrungen finden in den Lebens-Räumen von Hannes Kater ein bildliches Äquivalent.

Es ist die Metapher des Netzes, womit sich seine gezeichnete Welt als Lebensmuster beschreiben lässt. Das Netz bricht mit einem linearen Zeitbegriff, mit Vorstellungen einer hierachisch geordneten Verfassung der Wirklichkeit, steht für Kommunikation, Komplexität und Offenheit. Es kann sich grenzenlos ausdehnen.
Anders als das Ornament, welches das Narrative gegenwärtigen Erlebens in Konstruktionen einfriert und als strukturierendes, ordnendes Element universalen Regelmäßigkeiten folgt, dient das Netz als Modell der Selbstorganisation eines sich stets wandelnden und sich permanent neu erfindenden Ichs. Von daher ist das Verhältnis des Künstlers zum Ornament ein ambivalentes.

Heiderose Langer in: patterns of life
Katalog anlässlich der Ausstellung 'patterns of life' vom 26. August bis 7. Oktober 2001, Velbert-Neviges und Schloss Ringenberg, Hamminkeln, hrsg. Derik-Baegert-Gesellschaft, Hamminkeln


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